Juli 2023

„Streckenweise richtig, richtig lustig“, verspricht Isabel Rohner, ist ihr neuester Kriminalroman „Kalte Sophie“. Sie hat ihn nach der fünften Eisheiligen benannt, denn Hatespeech und die patriarchalen Abgründe des Kunstbetriebes lassen die Leserin wohlig erschauern. Dennoch nennt Isabel Rohner das Buch liebevoll „Kicherkrimi“ – denn es gibt immer wieder etwas zu lachen, als sich die eigenwillige Krimiautorin Linn Kegel vor einem Shitstorm nach Osnabrück flüchtet und vor ihren Augen ein Kunstraub passiert. Nur sehen kann sie ihn nicht, denn bei der Galerieeröffnung fällt der Strom aus und eine bekannte Kunsthistorikerin ist danach spurlos verschwunden. Linn Kegel nimmt die Verfolgung auf.
Kalte Sophie, Isabel Rohner, Ulrike Helmer Verlag, 216 Seiten, 14,- Euro

„Im Zweifel für die Angeklagte“ – schön wär’s, aber was der Staatsanwalt im Krimi „Mutterliebe“ vorträgt, ist erschütternd: Auf der Anklagebank sitzt die „Mördermutter“, wie sie von den Boulevardmedien bereits vorverurteilt wird. Der Tatvorwurf: Sylvia Bentz soll ihre Kinder in den Wald gelockt und den Sohn erdrosselt haben; die Tochter hat es knapp überlebt. Zeitungsreporterin Kiki Holland hat ihre Zweifel und macht sich auf die Suche nach der Wahrheit, wenn es Polizei und Staatsanwaltschaft schon nicht tun. Das erfahrene Autorenteam Silke Pörath und Sören Prescher legt unter dem wenig verhüllten Pseudonym Kim Selvig einen Justizkrimi vor, der sich auf einer Strandliege oder in einer Hängematte gut wegschmökern lässt.
Mutterliebe, Kim Selvig, Verlag Harper-Collins, 368 Seiten, 13,- Euro

Sachbuch: Auch Stevie Schmiedel stimmt einen lockeren Ton an, wenngleich es in ihrem Sachbuch um ein hochpolitisches Thema geht: „Jedem Zauber wohnt ein radikaler Anfang inne“ ist ihre persönliche Aufarbeitung der jüngsten feministischen Debatten: Frauenbewegung versus Queerfeminismus – wo geht die Reise hin? Kann es zwischen Jung und Alt eine Ebene der Verständigung geben? Der Generationenkonflikt lähmt den Feminismus, es sei ein „einziges Gemetzel“, beobachtet Stevie Schmiedel. Die promovierte Genderforscherin ist die Gründerin von Pinkstinks, Bildungsorganisation und Onlinemagazin gegen Sexismus in der Werbung. Nach der Übergabe des Herzensprojektes an Jüngere wirbt sie in ihrem Erstlingswerk mit ihrer typisch mentalen Wendigkeit für Versöhnlichkeit auf allen Seiten.
Jedem Zauber wohnt ein radikaler Anfang inne – warum uns ein bisschen Genderwahn guttut, Stevie Schmiedel, Verlag Kösel, 256 Seiten, 22,- Euro