Unsere neuen Regionalbeauftragten – wir stellen sie nach und nach vor:

Simone Götz, Syndicusrechtsanwältin bei RA-MICRO, hat in München die Aufgabe des Netzwerkens für die ARGE Anwältinnen im DAV übernommen. In München geboren, aufgewachsen und ausgebildet, hat sie dort, nach einem anderthalbjährigen Studienaufenthalt in Paris, 2021 die Zulassung als Rechtsanwältin erhalten. Mittlerweile leitet sie die Landesrepräsentanz Bayern von RA-MICRO und dort ein fünfköpfiges Team. Mit Blick auf ihren noch recht frischen Berufseinstieg liegen Simone Götz die Bedürfnisse und Herausforderungen des weiblichen Nachwuchses besonders am Herzen, schreibt sie in ihrer Kurzvorstellung auf der Website der ARGE Anwältinnen.

Dorela Kress, RAin in Esslingen, ist die neue Regionalbeauftragte für den Raum Stuttgart. Ihr Tätigkeitsschwerpunkt ist seit 2013 das Bank- und Kapitalmarktrecht, ergänzt um Handels- und Gesellschaftsrecht. Im Alter von zehn Jahren kam Dorela Kress mit ihrer Familie aus Rumänien. Nach Studium in Konstanz und Referendariat in Ravensburg ist sie in Baden-Württemberg geblieben und hat sich mit ihrer Anwaltskanzlei „kresshatrecht“ selbständig gemacht. Ehrenamtlich als Mentorin beim Karriereförderprogramm „WoMent“ der Heilbronner Hochschulen engagiert, weiß Dorela Kress um die Bedeutung guter Netzwerke: „Frauen müssen beharrlicher sein als die männlichen Kollegen“, betont sie in ihrer Kurzvorstellung für die Website der ARGE Anwältinnen.
Zum 1. März übergibt die bisherige Regionalbeauftragte, Klaudia Grossmann, Rechtsanwältin in Bad Boll, den Staffelstab an Dorela Kress. Wir danken RAin Klaudia Grossmann herzlich für ihr langjähriges Wirken für unser Netzwerk. Sie leitete den Stuttgarter Stammtisch seit den Anfängen der ARGE Anwältinnen im DAV.

*  *  *

Prozessangst? Aber nicht doch! Beim zweiten Stammtisch der ARGE Anwältinnen des DAV Berlin-Brandenburg geht es um die besten Tricks und Tipps, um die „Anfängliche Prozessangst“ in Griff zu kriegen. In Kooperation mit dem FORUM junge Anwaltschaft soll das Treffen am 14. März 2024 ab 18 Uhr insbesondere Junganwält*innen ansprechen. Für den Erfahrungsaustausch in der RA-MICRO Anwaltslounge im Cube Berlin sind gestandene Kolleginnen herzlich willkommen. RAin Victoria Hippler, Regionalbeauftrage für Berlin-Brandenburg, bittet um Anmeldung: v.hippler@ra-micro.de.

Zwei-Mütter-Familien „qua Geburt“, also ohne erzwungenes Adoptionsverfahren, gibt es schon jetzt im deutschen Recht. Möglich ist die Anerkennung, wenn eine der Mütter Österreicherin, Dänin, Niederländerin, Belgierin oder Spanierin ist. Das wissen jedoch viele Standesämter und auch betroffene Familien oft nicht, berichtet RAin Lucy Chebout am 20.2.2024 auf LinkedIn. Grundlage ist Art. 19 EGBGB, Chebout nennt ihn „schlafende Schönheit im deutschen internationalen Privatrecht“. Auf der Website der Berliner Kanzlei Raue schreibt sie mit ihrem Anwaltskollegen Dr. Valentin Todorow über die Möglichkeiten der Internationalen lesbischen Elternschaft. RAin Lucy Chebout hatte im Oktober 2023 vor dem Amtsgericht Kreuzberg die Anerkennung der Mitmutterschaft einer Dänin erstritten (Az. 127 F 1189/23). Für die Süddeutsche Zeitung (12.2.2024/Paywall) würdigte der Journalist und Jurist Ronen Steinke die engagierte Anwältin Lucy Chebout: „Ein sehr schöner Moment ist, wenn sie einen Fall gewinnt, an dem außerdem auch noch ihr Herz hängt.“

*  *  *

Deutschland ist bei vielen guten EU-Gesetzesvorlagen ein säumiger Vertragspartner, so auch bei der Umsetzung des Vaterschaftsurlaubs in nationales Recht. Bis zum 2. August 2022 sollten alle EU-Mitgliedsstaaten eine 10-tätige bezahlte Familienzeit für den zweiten Elternteil einführen, EU-Richtlinie 2019/1158. Gegen die Untätigkeit hat RAin Sandra Runge gemeinsam mit RA Prof. Dr. Remo Klinger für einen Vater Klage auf Schadensersatz wegen der Nichteinführung der Familienstartzeit am 21. Februar 2024 beim Landgericht Berlin eingereicht und die Presse darüber informiert. Der Kläger hatte vergeblich bei seinem Arbeitgeber zwei Wochen „Vaterschaftsurlaub“ beantragt. Um nach der Geburt bei Ehefrau, Baby und Geschwisterkind sein zu können, hatte er Teile seines regulären Erholungsurlaubs eingesetzt. Wer sich der Klage anschließen oder mehr darüber erfahren will, kann sich über das Kontaktformular von RAin Runge melden.

Dorothee Bär, CSU-Bundestagsabgeordnete, fordert bei Prostitution ein „Handeln mit Herz“. Am 23. Februar 2024 hat sie im Bundestag für die CDU/CSU den Antrag „Menschenunwürdige Zustände in der Prostitution beenden. Sexkauf bestrafen“ eingebracht, die 39-minütige Aussprache ist auf der Website des Bundestags online abrufbar. Die Union begründet den Antrag damit, dass die Mehrheit der Prostituierten täglich sexueller Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch schutzlos ausgesetzt sei. Sie hält das Prostitutionsgesetz von 2002 für gescheitert, auch das Prostituiertenschutzgesetz von 2017 habe an der Situation nichts geändert. Der Vorschlag, eine allgemeine Freierstrafbarkeit einzuführen, wurde nach der Aussprache zur weiteren Beratung an die Ausschüsse des Bundestags verwiesen.
Das Thema ist höchst strittig. Das Spektrum zwischen selbstbestimmter Sexarbeit und notgedrungener Prostitution ist sehr breit, schreibt der Tagesspiegel. Entsprechend widersprüchlich ist die Verbotsdebatte wie etwa in der Frankfurter Rundschau zu lesen, mit Stellungnahmen von der grünen Bundestagsfraktion sowie vom Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistung. Terre de Femmes oder die früherer Sexarbeiterin Huschke Mau dagegen begrüßen die Initiative für ein Verbot nach dem Nordischen Modell: Die Kriminalisierung der Freier.

*  *  *

Europawahl, 6.-9. Juni 2024: „Wenn Anfang Juni Millionen Europäer*innen an die Wahlurnen treten, gilt es einen Rechtsruck im Europaparlament abzuwehren,“ warnt der Deutsche Frauenrat (DF). Angesichts der starken rechten Kräfte europaweit werde es auch darum gehen, mit der Stimmabgabe hart erkämpfte Frauenrechte und selbstbestimmte Lebensentwürfe zu verteidigen. Am 12. Februar 2024 hat der Deutsche Frauenrat Wahlforderungen aufgestellt: „So geht Europa: Geeint, intersektional, solidarisch und feministisch“: Frauenrechte schützen und stärken, Gleichstellung bis 2030 verwirklichen.
Der DF sucht übrigens nach dem Weggang von Dr. Anja Nordmann eine neue Geschäftsführung. Juristinnen sind willkommen, Bewerbung bis 17.3.2024.

*  *  *

Vergewaltigung vor Gericht: „Sie sagt, er sagt“. Als Fernsehfilm der Woche hat das ZDF das Drehbuch des ehemaligen Strafverteidigers Ferdinand von Schirach in Szene gesetzt und am 26.2.2024 gesendet; es ist weiter in der ZDF-Mediathek zu sehen. Das Kammerspiel ist eher eigentümlich inszeniert als realistisch, so sieht es auch Lorenz Leitmeier, Amtsrichter und Dozent für Rechtspflege in seiner Rezension für die LTO.
Wesentlich tiefgründiger ist die anschließend gesendete ZDF-Fernsehdokumentation, in der u.a. RAin Christina Clemm zu Wort kommt, Buchautorin von „Gegen Frauenhass“. Die Dokumentation arbeitet deutlich heraus, dass es den juristisch Beteiligten oft an Fortbildung zur Beurteilung von Gewaltdelikten fehlt, insbesondere bei sexualisierter Gewalt, wo es meist keine weiteren Zeug*innen gibt. Der Kriminologe Prof. Christian Laue weist darauf hin, dass nach dem Gesetz das Gericht „nach freier Überzeugung Schuld oder Unschuld des Angeklagten beurteilt“. Das ergebe einen großen Spielraum für Vorurteile. Katja Grieger, Geschäftsführerin von bff, Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe in Deutschland, bestätigt dies: „Je weniger man über die Fakten weiß, desto wirkmächtiger sind die Mythen und Stereotypen, die man im Kopf hat“.

Die ukrainische Frauenrechtsaktivistin Yulia Sporysh wird am 1. März mit dem Anne-Klein-Frauenpreis ausgezeichnet, bei einem Festakt in Berlin, in Anwesenheit von Bundesfrauenministerin Lisa Paus.

Der Preis, der in diesem Jahr zum 13. Mal verliehen wird, geht auf RAin und Notarin Anne Klein zurück. Sie war eine kämpferische Juristin, lebte offen lesbisch und war die erste feministische Frauensenatorin in Berlin, im sogenannten Mompersenat 1989 mit seinem großen Frauenanteil. Ihren Amtseid leistete sie mit den Worten: „… so wahr mir Göttin helfe“. Zuvor war sie an der Gründung des ersten Berliner Frauenhauses beteiligt, rief das erste feministische Rechtsberatungszentrum im Berliner Stadtteil Kreuzberg ins Leben und gründete 1978, gegen Widerstände der Anwaltskammer, die erste auf Frauenrechte spezialisierte Anwaltskanzlei in Berlin. Später wurde sie Vorstandsmitglied derselben Rechtsanwaltskammer. Als Präsidentin des Versorgungswerks der Berliner Rechtsanwälte (1999 bis 2006) hat sie einen Versorgungsanspruch für gleichgeschlechtlich Hinterbliebene durchgesetzt. Im Jahr 2011 ist Anne Klein mit 61 Jahren gestorben. Seit 2012 vergibt die Heinrich-Böll-Stiftung den Anne-Klein-Frauenpreis, mit dem sie ihr Lebenswerk und ihren Kampf für die Durchsetzung von Frauen- und Freiheitsrechten würdigt. Sehenswert: Das kurze Videoportrait. Der Preis, mit 10.000 € dotiert und durch eine großzügige Schenkung Anne Kleins ermöglicht, ehrt Frauen, die sich durch herausragendes Engagement für die Verwirklichung von Geschlechterdemokratie auszeichnen.

Schon mal von „Love-Scamming“ oder „Romance-Scamming“ gehört? Diese neumodischen Anglizismen haben die Bezeichnung „Heiratsschwindelei“ abgelöst. Beim Betrug durch vorgetäuschte Liebe kommt es heute nicht mehr zum Heiratsversprechen. Geld abgezockt wird schon vorher. Dating-Apps im Internet machen es den Betrügern und, ja auch, Betrügerinnen leicht, ihren Opfern gefälschte Identitäten vorzugaukeln. Im Podcast „Die Justizreporter*innen“ erklärt Celine Sturm von der Opferhilfe Weisser Ring e.V. die perfiden Methoden beim Love-Scamming. Der Cyberkriminologe Prof. Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger von der Hochschule der Polizei des Landes Brandenburg wünscht sich mehr Medienkompetenz bei Internetusern im mittleren Alter und älter, damit sie Möglichkeiten der Überprüfung von Dating-Profilen besser kennen. Insbesondere warnt Rüdiger vor neuen Gefahren durch KI, denn die Abbildungen der Personen, die da um Liebe (und Geld) buhlen, sind maximal manipulierbar. Der beste Tipp aus dem 27-minütigen Podcast: Bei virtuellen Verliebtheitsgefühlen schnell im echten Leben treffen.

Ingeborg Bachmann wird häufig als einzige Frau in der Gruppe 47 genannt, jener legendäre Club von Literaten, der sich im kriegszerstörten Deutschland zusammengefunden hatte: Böll, Johnson, Grass, Andersch und viele andere. Auch Frauen gehörten zum erlauchten Kreis, aber sie wurden von den Männern nicht ernstgenommen, stattdessen als „begehrenswerte Körper oder tragische Wesen“ gesehen, wie die Literaturwissenschaftlerin Nicole Seifert schreibt. In ihrem neuen Buch „Einige Herren sagten etwas dazu. Die Autorinnen der Gruppe 47“ erzählt sie die Geschichte der männerdominierten Gruppe 47 aus der Perspektive der Frauen: Das Leben von Autorinnen in den Fünfziger- und Sechzigerjahren der BRD, ihr literarisches Wirken im Kreis der Schriftsteller kleingeredet, ihre Werke vergessen. Sie deckt die sexistischen Entgleisungen der Herrenrunden auf, die ihre Treffen gern im Puff ausklingen ließen. Die intensive Archivarbeit von Nicole Seifert wird als Sensation gesehen; die Nachkriegsliteratur müsse neu bewertet werden, heißt es in der Literaturkritik. Eine Empfehlung, die mit Seiferts Buch einhergeht: Die Bücher von Gisela Elsner, Gabriele Wohmann, Christa Reinig, Ingeborg Drewitz, Barbara Frischmuth und so vieler anderer, großartiger Schriftstellerinnen wieder – oder zum ersten Mal – in die Hand nehmen und lesen, lesen, lesen.
„Einige Herren sagten etwas dazu. Die Autorinnen der Gruppe 47“, Nicole Seifert, Verlag Kiepenheuer und Witsch, 352 Seiten, 24,- €

 

1.3.2024, Berlin und online Festakt Anne-Klein Frauenpreis 2024 für Yulia Sporysh, vergeben von der Heinrich-Böll-Stiftung
2.3.2024, Hannover Barcamp Equal Pay, Geschlechtergerechte Arbeitswelt 5.0, offene partizipative Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung anlässlich des Equal Pay Day am 6.3.2024
2.3.2024, Frankfurt/Oder „Zukunftsdialog. Ostdeutschland hat die Wahl“, Diskussion im Kleistforum, Friedrich-Ebert-Stiftung
4.3.2024, Rostock „Feminism WTF (What the fuck)“ – Böll-Montagskino und Gespräch zur Eröffnung der queerfeministischen Festivalwoche
5.3.2024, Schwerin „Europa braucht Demokratinnen“ – Diskussion zum Internationalen Frauentag mit Politikerinnen: Manuela Schwesig, Katharina Barley, Reem Alabali-Radovan und vielen anderen, Friedrich-Ebertstiftung
7.3.2024, online „Oh nein, was machen wir jetzt? – Grundlagen der Krisenkommunikation für gesellschaftspolitisch Engagierte, zweitägiges Onlineseminar der Heinrich-Böll-Stiftung
7.3.2024, München „16 Frauen, 16 Jahrzehnte“ Ausstellung zum weiblichen Gesicht der Sozialdemokratie, Friedrich-Ebert-Stiftung
8.3.2024, Stralsund „Eine geschlechtergerechte und verständliche Sprache – wie kriegen wir das hin, Luise Pusch?“ Diskussion mit der Pionierin der feministischen Sprachwissenschaft, Heinrich-Böll-Stiftung
9.3.2024, Leipzig „Frauen in Führungspositionen – der lange Weg zur umfassenden Gleichberechtigung“, Diskussion mit Politikerinnen, Friedrich-Naumann-Stiftung
14.3.2024, Berlin Meetup interkultureller Jurist*innen, Treffen im DAV-Haus. Mehr Infos s.u. bei 9. DAV
15.3.2024, Dresden „Freund*innenschaften als politische Praxis“, Lesung und  Gespräch mit Bahar Oghalai und Maria do Mar Castro Varela, Heinrich-Böll-Stiftung
17.3.2024, Rostock „Toxische Weiblichkeit“, Lesung und Gespräch mit Sophia Fritz zu Konflikten unter Frauen, Heinrich-Böll-Stiftung
20.3.2024, Potsdam „Keine Sicherheit ohne Frauen – Neue Impulse durch eine feministische Sicherheitspolitik“, Friedrich-Ebert-Stiftung
Save the date:

19./20.4.2024, Eltville

Frühjahrstagung Arbeitsgemeinschaft Allgemeinanwalt im DAV,

mehr Infos s.u. bei 9. DAV

Save the date:
5. – 7.6.2024, Bielefeld
Deutscher Anwaltstag mit Online-Angeboten ab 3.6.2024
  1. Regionaltreffen
14. März 2024, Berlin Regionalgruppe Berlin/Brandenburg, in der RA-MICRO Anwaltslounge, 18 Uhr, Anmeldung: v.hippler@ra-micro.de

Zum Meetup interkultureller Jurist*innen lädt der DAV in Berlin am 14.3.2024, 18 Uhr, ins DAV-Haus ein. Um kurzfristige Anmeldung wird gebeten: diversity@anwaltverein.de. Am nächsten Tag geht es mit dem Angebot des Forum Junge Anwaltschaft weiter: „Get started – das Einsteigerforum für Rechtsanwält*innen“.

*  *  *

Verhandlungsgeschick gehört zum Berufsbild der Anwältin dazu. Aber es ist auch gut, Wissen und Fähigkeiten zu erweitern. Bei der Frühjahrstagung der Arbeitsgemeinschaft Allgemeinanwalt im DAV am 19./20. April 2024 spricht RA Prof. René Pfromm, ein ausgebuffter Verhandlungsprofi, über Strategien und Taktiken für den anwaltlichen Alltag. RAin Edith Kindermann, Präsidentin des DAV, steigt in ihrem zweiteiligen Vortrag tief in die Aspekte von Vergleichsverhandlungen ein. Mitglieder der ARGE Anwältinnen können an der Tagung zu vergünstigten Konditionen teilnehmen. Zum Auftakt im Weingut Schloss Reinhartshausen in Eltville/Rheingau geht es übrigens passenderweise um Weinrecht: „Trockene Materie oder liebliches Rechtsgebiet?“