Auf nach Bielefeld: Vom 5. bis 7. Juni findet dort der Deutsche Anwaltstag 2024 statt.
Die ARGE Anwältinnen im DAV bietet 4 interessante Programmpunkte:

  • Young Lawyers‘ Lunch – auch für Studierende und Referendar*innen, 6.6., 12:30 – 13:45 Uhr, in Kooperation mit dem Forum Junge Anwaltschaft, moderiert von den RAinnen Chrysanthi Fouloglidou und Irene Voerste. Ihr Anliegen sind die Interessen des weiblichen Teils der Anwaltschaft: Junge Kolleginnen und Berufseinsteigerinnen.
  • Mentoring – wie geht das, was bringt das?6., 13:45 -15:15 Uhr: Zwei Mentoring-Tandems – je eine Mentee und eine Mentorin – berichten von ihren Erfahrungen mit dem Mentoringprojekt der ARGE Anwältinnen. RAin Ursula Gundernatsch moderiert.
  • Frühstücksempfang der Arbeitsgemeinschaft Anwältinnen, 7.6., 8:30 – 9:30 Uhr: Tradition seit 2005 zum Auftakt des DAT. Die Vorsitzende der ARGE, RAin Christina Dillenburg, und die Vorsitzende des DAV, RAin und Notarin Edith Kindermann, laden zum fachlichen und persönlichen Austausch RAin Ulrike Silbermann moderiert.
  • 20 Jahre Arbeitsgemeinschaft Anwältinnen – Was haben wir erreicht? Was bleibt zu tun? 7.6., 11:00 -12:00 Uhr: 2004 wurde die ARGE auf dem DAT in Hamburg gegründet. Ehemalige und aktuelle Vorsitzende und Mitglieder des GfAs berichten über ihre Motivation, ziehen Bilanz und diskutieren mit Teilnehmerinnen die weiteren Aufgaben.

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Der Termin für die Herbstkonferenz der Anwältinnen steht fest: vom 17. bis 19. Oktober in Hamburg. Bitte vormerken, Save the Date!

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18 Prozent Gender Pay Gap sind schon krass, 32 Prozent aber sind ein Skandal. So groß ist der Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern in der Rechts- und Steuerberatungsbranche. Der Equal Pay Day liegt hier rechnerisch am 7. April, das bedeutet: an den ersten 117 Tagen seit Jahresanfang arbeiten Frauen in der Branche unentgeltlich, so errechnet in einer aktuellen Studie des Wirtschafts- und Sozialwirtschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung und nachzulesen im Newsletter der Bundesrechtsanwaltskammer.

Gegenüber Beck aktuell bemühte sich Matthias Kilian, Direktor des Instituts für Anwaltsrecht der Universität zu Köln und des Soldan Instituts, die komplexen Ursachen zu erklären. So sind u.a. Frauen häufiger in kleineren Kanzleien und in ertragsschwächeren Rechtsgebieten wie Familienrecht, Sozialrecht und Medizinrecht tätig. Männer hingegen arbeiten in größeren Wirtschaftskanzleien, mit lukrativeren Themen wie Kartellrecht, Baurecht und Gesellschaftsrecht.

Doch auch in großen Kanzleien und Unternehmen verdienen Juristinnen weniger, wie eine Umfrage des Magazins azur unter 4100 Teilnehmenden ergab. Schon zum Berufseinstieg liegt der Unterschied bei 6 % oder auch 3.000 Euro weniger pro Jahr, obwohl viele Kanzleien fixe Einstiegsgehälter versprechen. „Bis zum 11. Berufsjahr verdienen weibliche Associates dann im Durchschnitt 11.000 Euro weniger pro Jahr. Das ist ein Gehaltsunterschied von rund 8 Prozent“, laut azur.

Hinzu kommt die einseitige Belastung durch Carearbeit für die Familie und die Pflege Angehöriger, weshalb auch hochqualifizierte Frauen häufiger beruflich kürzertreten. In der azur-Umfrage beklagen Anwältinnen, Teilzeit bedeute ein Karriere-Aus, und Teilzeitpartnerschaft sei bei vielen Arbeitgebern ein No-Go. „Dass jemand, der in Teilzeit arbeitet, genauso anerkannt und gefördert wird wie jemand, der voll arbeitet, das findet bislang nur in wenigen Kanzleien statt“, bestätigt RAin und Notarin Silvia C. Groppler, Vorsitzende des Ausschusses Gender und Diversity im DAV und früher GfA-Vorsitzende der ARGE Anwältinnen in dem informativen Bericht in beck-aktuell.

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Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie beschäftigt uns in der ARGE Anwältinnen schon lange. Die dazu im Jahr 2012 von uns herausgegebene Broschüre „Anwältin und Mutter – klar geht das!“ stieß auf riesige Resonanz. Nach mehr als zehn Jahren wollten wir den Stand in der Anwaltschaft wissen und haben erneut eine Umfrage dazu gemacht, an der sich diesmal Kolleginnen und Kollegen beteiligen konnten. Die Ergebnisse liegen vor und sind Grundlage für unsere Nachfolgepublikation, die wir auf dem diesjährigen DAT vorstellen werden. Seien Sie gespannt!

Strafbefehle bestrafen die Armen, so die These eines Pilotprojektes, das am 1. April 2024 gestartet ist. Die Vereinigung Hessischer Strafverteidiger*innen e.V. will das bisher wenig beleuchtete Strafbefehlsverfahren erforschen. Zusammen mit dem Frankfurter Anwaltsverein e.V. und mit Unterstützung der Rechtsanwaltskammer Frankfurt soll herausgefunden werden, wer für welche Delikte mit welchen Straffolgen einen Strafbefehl erhält. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Goethe-Universität Frankfurt. Auffällig ist der Anstieg von 8754 Strafbefehlen im Jahr 2022 auf fast 10.000 im vergangenen Jahr. Das durchaus umstrittene Verfahren soll die Justiz entlasten, indem der Tatvorwurf nur summarisch geprüft wird und Amtsrichter*innen im schriftlichen Verfahren für Vergehen eine Strafe verhängen können. Der rechtsstaatliche Grundsatz „Keine Strafe ohne Schuld“ werde dadurch aufgeweicht, erklärt Carolin Weyand, Vorsitzende der Vereinigung Hessischer Strafverteidiger*innen im Interview mit der LTO. Sie krititiert: Die Betroffenen, die überraschenderweise Post von der Justiz erhalten, verstehen oft nicht, worum es geht, und sind folglich nicht in der Lage, angemessen auf den Strafbefehl zu reagieren.

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Seit Inkrafttreten der Führungspositionen-Gesetze (FüPoG) ist der Frauenanteil in den Führungsebenen der Privatwirtschaft, im öffentlichen Dienst und in den Gremien des Bundes kontinuierlich gestiegen. Das Bundesfrauenministerium (BMFSF) bietet in einem Dossier einen Überblick über die gesetzlichen Regelungen seit 2015 und ihren Erfolgen. „Der Frauenanteil an Führungspositionen steigt jedoch zu langsam“, kritisiert Bundesfrauenministerin Lisa Paus in der Pressemitteilung vom 7.3.2024. Immerhin gehe der Bund mit gutem Beispiel voran: Führungspositionen in den obersten Bundesbehörden sind zu 43 Prozent von Frauen besetzt. Sexistisch ist allerdings wie Medien über den Anstieg der Frauenanteile berichten. Das vom BMFSFJ geförderte Projekt des Journalistinnenbund e.V.: „Genderleicht & Bildermächtig“ kritisiert, es ginge bildlich immer nur nach dem Motto: „Mit Pumps und Po in die Chefetage“.

Leihmutterschaft ist in Deutschland verboten. Für homosexuelle Männerpaare und gelegentlich auch heterosexuelle Paare ist das eine Möglichkeit, ihren Kinderwunsch zu verwirklichen, allerdings über den Umweg Ausland. Die Ampelkoalition hat eine Kommission eingesetzt, die die Legalisierung der sogenannten „altruistischen Leihmutterschaft“ prüfen will. Doch was ist dran am Altruismus, wenn Frauen ihren Körper zum Austragen eines fremden Kindes gegen Geld zur Verfügung stellen? Die Juristin Laura Anna Klein hat 2023 ihre Dissertation zu „Reproduktiven Freiheiten“ vorgelegt, sie wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. von der Körberstiftung. Mittlerweile ist sie Habilitantin an der Universität Mainz und Mitarbeiterin am Bundesverfassungsgericht. Mit Katrin Helling-Plar, RAin und Fachanwältin für Medizinrecht, die für die FDP im Bundestag sitzt, und mit der Medizinethikerin Claudia Wiesemann diskutiert sie im Körberforum in Hamburg am 22.4.2024 über „Leihmutterschaft legalisieren“. Die Veranstaltung gibt es auch im Livestream: Anmeldung ab 8.4.2024.

Zum Internationalen Frauentag am 8. März 2024 hatte sich die LTO etwas Besonderes einfallen lassen: Ein Rechtsquiz zu bedeutenden Juristinnen: „Mütter des Grundgesetzes und hohe Richterinnen“. Die Fragen sind mal leicht, mal schwer: Wer war die erste Verfassungsrichterin? Wie viele BGH-Anwältinnen gibt es? Oder auch: Wann wurde das „Gesetz über die Zulassung der Frauen zu den Ämtern und Berufen in der Rechtspflege“ erlassen? So lernen Sie gewiss neue bedeutsame Frauen im Bereich von Recht und Justiz kennen. Denn bei falschen Antworten dürfen Sie solange weiter probieren, bis sie die richtige Antwort finden → probieren Sie es aus! Bei Frage 12 geht es um RAin Maria Otto, ausführlich gewürdigt bei unserer 33. Anwältinnenkonferenz. Sie erinnern sich?

Gendern in anwaltlichen Schriftsätzen: Das war Thema bei der 33. Anwältinnenkonferenz in München, im Dezember 2022. Nun stehen die Tipps von Christine Olderdissen auch im Berliner Anwaltsblatt. Die Juristin und Journalistin (die unseren Newsletter schreibt), empfiehlt Höflichkeit, Präzision und Strategie: Ob mit Genderstern oder ohne – Sie haben die Wahl.

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Als Führungskraft die Mitarbeiter*innen vor sexueller Belästigung, Diskriminierung und Gewalt schützen: Eine Broschüre des Bundesverbands der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe in Deutschland (bff) vermittelt praktikable Handlungsstrategien und Hilfestellung bei einer Aufgabe, vor der viel zu oft Augen und Ohren verschlossen werden. Meist geschieht dies aus der Unsicherheit: „Wie kann ich angemessen reagieren? Was ist an Vorwürfen und Verdächtigungen dran?“ Den Flyer „Informationen und Hilfe für Leitungs- und Führungskräfte“ gibt es als kostenlosen Download.

Ende März war Buchmesse in Leipzig, wie stets ein Publikumsrenner, und dann noch die LitCologne, das 13 Tage dauernde Bücherfest in Köln. Nun finden Sie in Ihrer Lieblingsbuchhandlung viele neu erschienene Werke, zum Beispiel diese:

Große Künstler, Wissenschaftler, Literaten – viele hatten Frauen an ihrer Seite, die ebenfalls Künstlerinnen, Wissenschaftlerinnen, Literatinnen waren. Was aber taten Pablo Picasso, Albert Einstein und Bertolt Brecht auf dem Weg zum Ruhm? Sie brachten die Ehefrauen, Mitarbeiterinnen und Kolleginnen um ihr geistiges Eigentum und machten es sich zu eigen. Leonie Schöler hat in „Beklaute Frauen. Denkerinnen, Forscherinnen, Pionierinnen: Die unsichtbaren Heldinnen der Geschichte“ zahlreiche Fälle zusammengetragen. Die erst 30jährige Historikerin und Journalistin belegt mit ihren gründlichen Recherchen, wie eine männlich dominierte Welt Frauen systematisch gebremst, ausgenutzt und ihrer Chancen beraubt hat, so dass ihre Namen heute meist unbekannt sind. Beispielsweise Rosalind Franklin, eine Biochemikerin, die mit ihrer Forschung erstmals die DNA entschlüsselt hat. Der später für diese Entdeckung geehrte Nobelpreisträger James Watson brüstete sich in seiner Autobiographie sogar mit dem Datendiebstahl, ohne dass es Konsequenzen hatte. Höchste Zeit, dass die Arbeit der Frauen endlich eine angemessene Würdigung erfährt. Das Buch ist ein Anfang.

Beklaute Frauen. Denkerinnen, Forscherinnen, Pionierinnen: Die unsichtbaren Heldinnen der Geschichte, Leonie Schöler, Penguin Verlag, 416 Seiten, 22,- Euro

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„Issas Geschichte ist meine Geschichte und gleichzeitig ist sie fiktional. Nicht alles darin ist wahr, aber alles daran ist echt“, sagt Mirrianne Mahn über ihren Debutroman „Issa“. Die Autorin erzählt darin die Geschichte einer jungen Frau, die in Frankfurt/Main zu schwarz und im Land ihrer Kindheit zu deutsch ist. Als Issa schwanger ist, schickt ihre Mutter sie zurück nach Kamerun, sie soll die heilsamen Rituale für das Ungeborene kennenlernen. Mirrianne Mahn, Theatermacherin, die für die Grünen im Frankfurter Stadtrat sitzt und freiberufliche Referentin für Diversitätsentwicklung ist, lässt Issas Urgroßmutter die Schicksale der Frauen ihrer Familie erzählen. In der ehemaligen deutschen Kolonie Kamerun wurden Schwarze Menschen als Diener der Weißen wie Vieh behandelt. Die Urgroßmutter selbst ist aus der Vergewaltigung eines Deutschen an einem 11jährigen Mädchen entstanden. Ohne die Worte Rassismus oder Kolonialismus zu erwähnen, ist der Roman ein beredtes Zeugnis dieser schweren Menschenrechtsverletzungen. Issa muss sich mit ihrer Familiengeschichte auseinandersetzen und versteht dennoch, dass trotz aller Traumata das Leben weitergeht. Ein empowerndes, eindringliches Debut.
Issa, Mirrianne Mahn, Rowohlt Verlag, 304  Seiten, 24,- €

 

3.4.2024, Oschersleben „Warum Nachwendekinder für den Osten streiten und was das für die deutsche Einheit bedeutet“, Lesung und Gespräch mit Autorin Valerie Schönian, Friedrich-Ebert-Stiftung
4.4.2024, Magdeburg

„Alle(s) Gender. Wie kommt das Geschlecht in den Kopf?“ Lesung und Gespräch zu Geschlecht in Wissenschaft und Wirklichkeit, mit der Autorin Sigi Lieb, Heinrich-Böll-Stiftung

6.4.2024, online „Gelassen mit Störungen umgehen“. Wie man mit schwierigen Diskussionen nach Reden souverän bleibt. Digitaler Tagesworkshop der Heinrich-Böll-Stiftung
15.4.2024, online „Erste Bilanz nach einem Jahr Meldestelle Antifeminismus“: Umfassende Analyse der vielfältigen Formen von Frauenfeindlichkeit und ihrer Strategien, Heinrich-Böll-Stiftung
16.4.2024, Dresden „Vier-Tage-Woche: Die Zukunft der Arbeitswelt?“ Podiumsdiskussion mit Rasha Nasr (MdB), Daniela Kolbe (DGB) und anderen, Friedrich-Ebert-Stiftung
18.4.2024, Dresden „Abtreibung in der frühen DDR. Zwischen Realität und Fiktion“, Vortrag + Lesung zum Recht der Frauen auf Selbstbestimmung vor der Legalisierung 1972, Heinrich-Böll-Stiftung
18.4.2024, Offenbach „Ihr Jahrhundert – Frauen erzählen Geschichte“, Dokumentarfilm und Gespräch, 100 Jahre Emanzipation, von Mumbai bis Wien, Heinrich-Böll-Stiftung
22.4.2024, Hamburg/online „Leihmutterschaft legalisieren“, Podiumsdiskussion im Körberforum, Anmeldung, s.o.
24.4.2024, Berlin „Gewalt gegen Frauen geht uns alle an! Opferschutz als zivilgesellschaftliche Aufgabe“, Podiumsdiskussion mit Nancy Faeser, RAin Asha Hedayati u.a., Friedrich-Ebert-Stiftung
26.4.2024, Duisburg „Seminar für Frauen: Networking“, Übungen, Rollenspiel, Empowerment, Netzwerk-Etikette, Friedrich-Ebert-Stiftung
26.4.2024, Bonn „Souveräne Moderation und Sitzungsleitung“, Seminar mit Trainerin Birgit Ladwig-Tils, Friedrich-Ebert-Stiftung
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10.-12.5.2024, Berlin

 

48. Feministischer Juristinnentag
 
DAV-Termine
19./20.4.2024, Eltville Frühjahrstagung der Arbeitsgemeinschaft Allgemeinanwalt im DAV, Programm
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5.-7.6.2024, Bielefeld
Deutscher Anwaltstag mit Online-Angeboten ab 3.6.2024
Save the date:
17.-19.10.2024, Hamburg
37. Konferenz der ARGE Anwältinnen im DAV

Keine Veranstaltungen im April geplant

Der Deutsche Anwaltstag 2024 steht unter dem Motto „Digitale Welt“. Passend dazu beginnt er virtuell schon am Montag, 3.6.2024, mit diversen Online-Angeboten. Neben dem prallgefüllten Programm der fünftägigen Konferenz mit 1700 Teilnehmenden gibt es mehrere Get together,  Abendveranstaltungen und Stadtrundgänge, etwa durch die Bielefelder Altstadt oder zu den Zeugen der Industriearchitektur. Die Bielefelder Philharmoniker laden zum Festabend mit Gustav Mahlers 3. Symphonie. Besonderes Highlight ist das DAV-Golfturnier mit Schnupperkurs am Samstag, 8.6.2024. Sie können sich jetzt schon für den Anwaltstag anmelden: Bis 11. April gilt der Frühbucherrabatt von 20,00 € auf die Präsenzdauerkarte.