Februar 2022

Wie Sprache für alle elegant gelingt, Dudenverlag, Berlin, 2022, 224 Seiten, 16 Euro. Der Anfang dieses Buches ist im Internet zu finden, auf der Seite www.genderleicht.de. Der Journalistinnenbund hat dieses Projekt 2019 ins Leben gerufen, um herauszufinden, wie gendergerecht und gleichzeitig stilvoll geschrieben und gesprochen werden kann, eine Herausforderung für jede Person, die beruflich oder auch privat mit Sprache zu tun hat. In einem „Textlabor“ analysiert das Genderleicht-Team „Proben“. Gemeint sind Anfragen, die entweder individuell beantwortet werden oder aber zu einem eigenständigen Text im Labor führen. „Im virtuellen Labor beraten wir im Team mögliche Lösungswege, arbeiten an Formulierungen, nehmen Kontakt zu Linguistinnen auf, recherchieren in verschiedenen Quellen, fragen in der Dudenredaktion nach und hören uns im Netzwerk des Journalistinnenbundes nach weiteren Ideen um – die Anonymität unserer Fragenden wird dabei natürlich gewahrt.“ Aus all den Fragen und Antworten ist nun das Buch „Genderleicht“ entstanden, mit dem schönen Untertitel „Wie Sprache für alle elegant gelingt. Geschrieben hat es die Fernsehjournalistin Christine Olderdissen, die betont, dass sie keine Linguistin, sondern Juristin ist, „mit einem Faible für schöne Texte“, wie es im Klappentext heißt.

Im Oktober 2017 hat das Bundesverfassungsgericht dem Gesetzgeber die Aufgabe erteilt, im Personenstandsgesetz einen weiteren Geschlechtseintrag neben männlich und weiblich zu ermöglichen Das Wort divers wurde gefunden. Dennoch, so lernen wir in dem Buch, eignet sich das Wort nicht als Adjektiv für Menschen, denn niemand ist „divers“, also vielfältig. Ein Mensch kann trans-, intergeschlechtlich oder nicht binär sein, sich also weder als Mann noch als Frau sehen. Diese Menschen als „die Diversen“ zu bezeichnen, findet Christine Olderdissen schlecht, es klinge abfällig.

Der Juristin, die das Internet-Projekt genderleicht geleitet hat, ist ein schönes Buch gelungen, es ist lehrreich, unterhaltsam und nie dogmatisch. Während sich zwei Kabarettisten unlängst im öffentlich-rechtlichen Fernsehen über gendergerechte Sprache mit Alt-Männer-Witzen lustig machten, ist hier ein Buch erschienen, das gründlich, ernsthaft und gleichzeitig sehr humorvoll den Umgang mit einer Sprache, die für alle gut ist, den Leserinnen und Lesern näherbringt. Mit dabei ist Hedwig Dohm (1831-1919), die „Ahnfrau des Journalistinnenbundes“, zum Beispiel mit diesem Zitat gleich am Anfang des Buches: „Glaube nicht, es muss so sein, weil es so ist und immer so war. Unmöglichkeiten sind Ausflüchte steriler Gehirne. Schaffe Möglichkeiten!“ Das haben Christine Olderdissen und ihre Mitstreiterinnen getan.