Liebe Kollegin,
Sie sind hoffentlich noch beschwingt von den erholsamen Feiertagen.
Wir wünschen Ihnen einen kraftvollen Start in ein glückliches und gesundes neues Jahr!

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Vernetzung ist uns ein Anliegen. Da passt es gut, dass sich auch RAin Monica Manon Sandhas, die neue Regionalbeauftrage für den Raum Hannover/Celle ganz dem Vernetzen verschrieben hat: Die Hannoveraner Anwältin möchte mit den Kolleginnen Stammtische, Vorträge, gemeinsame Ausflüge und sonstige Veranstaltungen organisieren, Anregungen und Wünsche nimmt sie gern entgegen. Monica Sandhas war Delegierte im niedersächsischen Landesfrauenrat, ist Mitglied im djb und seit Mai 2023 auch Mitglied im Geschäftsführenden Ausschuss der Arbeitsgemeinschaft Betreuungsrecht im DAV. Mehr über die agile Familienrechtsanwältin finden Sie in ihrem Kurzportrait auf der Website der ARGE Anwältinnen.

Das Bundesfrauenministerium hat ein Themen-Dossier zum Führungspositionen-Gesetz (FüPoG) auf seine Website gestellt. Seit Inkrafttreten von FüPog I und II ist der Frauenanteil in den Führungsebenen der Privatwirtschaft, im öffentlichen Dienst und in den Gremien des Bundes kontinuierlich gestiegen, meldet das Ministerium. Neben Untersuchungen zur Gleichstellung von Frauen und Männern wird die Gleichstellungsstrategie der Bundesregierung als PDF zum Download angeboten. Dazu gehört auch der „Fair Share Monitor“, ein datenbasiertes Instrument zur langfristigen Untersuchung der Geschlechterverteilung in den Belegschaften sowie Leitungs- und Aufsichtsgremien zivilgesellschaftlicher Organisationen.

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Was offline illegal ist, muss auch online illegal sein – simpler Merksatz für eine komplizierte Regelung. Ab 24. Februar gilt der Digital Services Act (DSA); er soll eine Art Grundgesetz für das Internet werden. Er setzt digitalen Diensten einen europäischen Rechtsrahmen: Die EU-Verordnung wird unmittelbar in allen EU-Mitgliedsstaaten gelten, ohne dass es einer nationalen Umsetzung bedarf. Ziel ist vorrangig der Verbraucherschutz mit einem Sorgfalts- und Haftungsregime für digitale Dienstleistungen, von einfachen Websites über App-Stores bis hin zu Online-Plattformen. Der DSA soll eine Handhabe gegen den Handel mit illegalen Waren, Aktivitäten und Inhalten bereitstellen. Bereits seit August 2023 gelten für die führenden Online-Plattformen und Suchmaschinen wie etwa Amazon, Google Maps, Facebook, LinkedIn usw. und auch Wikipedia besondere Vorschriften.

Alle reden von KI, auch die Gäste der DAV-Podcastreihe „zuRechtgehört“ zur Frage, ob die Künstliche Intelligenz den Rechtsdienstleistungsmarkt der Zukunft beeinflussen wird. In Folge 24 geht es um „Chat GPT und Co.“ und inwieweit diese eine Hilfe für Anwältinnen und Anwälte sein können. Es diskutieren: Diplomjuristin Clara Raschewski, die in Berlin bei SKW Schwarz an der Digitalisierung von Rechtsdienstleistungen arbeitet, RA Tom Braegelmann, LLM, international erfahrener Insolvenzrechtler aus Berlin und RA Bengt Petersen, Partner der divers aufgestellten Hamburger Kanzlei frontwing und Mitglied der ARGE IT-Recht im DAV.

Gesundes Misstrauen ist übrigens bei vielen KI-Produkten angebracht. Texte oder Fotos, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz entstehen, sind gar nicht so intelligent, wie der Name suggeriert. KI basiert auf Daten aus vergangenen Jahrzehnten, einer Zeit, in der Frauen oft sexistisch dargestellt wurden, in Wort und Bild. Recherchen und journalistische Inhalte, die mit KI neu erstellt werden, drohen diese Klischees wieder aufleben zu lassen. Die Hamburger Fotografin Eva Häberle beispielsweise hat mit KI-Bildgeneratoren experimentiert und sie des Sexismus überführt. Der Journalistinnenbund lädt am 2. Februar in der Hamburg Media School zu  der öffentlichen Diskussionsveranstaltung Medienlabor „Kollegin KI“ ein.

Zur „Heldin des Alltags“ hat der SPIEGEL die Berliner Familienrechtsanwältin Lucy Chebout gekürt. In der Jahreschronik von SPIEGEL+ wird sie als eine der wichtigen Menschen des Jahres 2023 gewürdigt, neben prominenten Heldinnen wie Talkshowmasterin Anne Will, Dirigentin Joanna Mallwitz, Let’s-Dance-Siegerin Anna Ermakowa oder Gesangs-Weltstar Taylor Swift. Das freundliche Portrait streift die wesentlichen Lebensstationen, die die ehemalige Abiturientin aus Naumburg in Sachsen-Anhalt in den neunten Stock des höchsten Hochhauses am Potsdamer Platz geführt hat. Dort hat sie ihr Büro als Senior Associate der renommierten Wirtschaftskanzlei Raue. Der SPIEGEL feiert Lucy Chebout als „Kämpferin für Queere, die ein großes Ziel hat“: vorm Bundesverfassungsgericht liegen sechs Fälle von lesbischen Familien, die auf die Anerkennung der gemeinsamen Elternschaft zielen. Weil das Familienrecht bisher nur Vater-Mutter-Kind kennt, hat Chebout die immanenten Grundrechtsverletzungen im Abstammungsrecht herausgearbeitet, Dreh und Angelpunkt der Verfassungsbeschwerden, an denen die junge Anwältin beteiligt ist. Dass es hierbei auf strategische Prozessführung ankommt, hat sie eindrucksvoll der ARGE Anwältinnen berichtet, in ihrem Vortrag bei der 33. Anwältinnenkonferenz im Dezember 2022 in München. „Ich will dafür sorgen, dass Familien, die glücklich sind, nicht vom Staat daran gehindert werden, Familie sein zu können“, sagte Chebout der SPIEGEL-Reporterin. Sie hat selbst als Kind erfahren müssen, wie staatliche Repressalien eine Familie auseinanderreißen: Ihr Vater, ein Schlosser aus Algerien, musste mit der Kündigung des Entsendeabkommens 1984 die DDR verlassen. Sie wuchs mit ihrer deutschen Mutter, einer Lehrerin, und den Großeltern auf. Das Bundesverfassungsgericht ist für sie mittlerweile eine vertraute Adresse. Ihre Wahlstation im Referendariat hat sie in Karlsruhe absolviert und erst kürzlich stand sie selbst im Großen Saal als Sachverständige für den Deutschen Juristinnenbund. So viel Engagement im Establishment klingt ungewöhnlich für eine Frau, die sich als Queerfeministin bezeichnet oder als Aktivistin. Für Lucy Chebout ist es kein Widerspruch: „Ich schreibe ja keine Schriftsätze, wo die Regenbogenfahne das Argument ersetzt. Ich hantiere mit juristischen Maßstäben und mit Methoden. Aber das Schöne am anwaltlichen Beruf ist, dass ich parteiisch sein darf.“

Duzen oder siezen in der Anwaltskanzlei? Die Düsseldorfer RAin Dr. Simona Liauw hat für das Anwaltsblatt einen amüsanten Artikel verfasst, in dem sie die Umgangsformen unter die Lupe nimmt. Das Du ist vielfach unter Gleichaltrigen und Jüngeren in Gebrauch. Lediglich die Älteren bestehen meist auf die förmliche Anrede. Der Effekt sei gelegentlich ein „wunderliches Durcheinander der Anredeformen“ schreibt die Autorin. Allerdings berichtet Simona Liauw auch von ihrem Hamburger Standort: hier wurde auf basisdemokratischem Weg eine Duz-Kultur vereinbart. Sie rät dazu, dennoch keine festen Vorgaben zu machen. Noch immer gilt die gute alte Kniggeregel: die ältere Person bietet das Du an. Duzen bleibt also Verhandlungssache.

Gleich weiterlesen im aktuellen Anwaltsblatt: Der junge Strafrechtsanwalt Helmut Linck plädiert für das Ablegen der Krawatte. Hemd, Jeans und Sakko seien für ihn ausreichend, genauso wie für viele der jüngeren Kollegen. Die jüngere Generation setze auf „work-life-blending“: Arbeit und Freizeit gehen ineinander über, dies führe zu einer Vermischung beim Thema Dresscode und Umgangsformen. In seinem Artikel über den Wandel im anwaltlichen Auftreten und Miteinander fehlt allerdings der Schlenker zum angesagten Kleidungsstil für Anwältinnen: auf Kostüm und Pumps verzichten? Ob der im Anwaltsblatt mal nachgereicht wird?

Das Grundgesetz feiert Geburtstag. Am 23. Mai 1949 in Kraft gesetzt, wird es in diesem Jahr einige Feierlichkeiten zu 75 Jahre Grundgesetz geben. Dazu passt das Jugendbuch „Jede*r hat das Recht. Fälle und Fakten zum Grundgesetz. Unsere Newsletterautorin Christine Olderdissen hat es mit ihrer Tochter Milla geschrieben. Während die Achtzehnjährige an ihrem Abitur feilte, hat sie mit ihrer Mutter Grundrechtsfälle diskutiert. Von Grafitti bis Schülerzeitung, von Taschengeld bis Abtreibung – die Grundrechte haben auch schon für junge Leute eine große Bedeutung. Wichtiger Teil des Buches ist ein großes Interview mit Prof. Dr. Susanne Baer. Kurz vor ihrem Ausscheiden nach 12 Jahren im Amt als Bundesverfassungsrichterin stand sie den beiden Rede und Antwort, wie bedeutsam das höchste deutsche Gericht schon für die Jüngsten ist. Auch Minderjährige können Verfassungsbeschwerde einlegen. 2021 haben die erfolgreichen Klimaklagen von Kindern und Jugendlichen zu einer Entdeckung im Grundgesetz geführt: Artikel 20a Grundgesetz formuliert den Umweltschutz als Staatsziel – für die „künftigen Generationen“.
Jede*r hat das Recht. Fälle und Fakten zum Grundgesetz, Christine und Milla Olderdissen, Gabriel in der Thienemann-Esslinger Verlags GmbH, 192 Seiten, 15,- €

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Vielschreiberin Ildikó von Kürthy ist in ihrem neuesten Buch „Eine halbe Ewigkeit“ an ihre Anfänge vor 25 Jahren zurückgekehrt. Cora Hübsch, der Heldin ihres Bestsellerromans „Mondscheintarif“, kippt am Altpapiercontainer ein Karton vor die Füße. Unter den zerfledderten Schulheften von Sohn Henry, der gerade aus dem Elternhaus ausgezogen ist, findet sie ihr altes Tagebuch und muss sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Sie ist „vierundfünfzigdreiviertel Jahre alt“, die Kinder sind groß, die Ehe schwierig, Erinnerungen lassen sich nicht länger verdrängen. „Was ist aus unseren Träumen, Plänen und der Liebe unseres Lebens geworden?“ fragt die Erfolgsautorin, wie gewohnt unterhaltsam, lebendig und humorvoll. Schmökerpotential!
Eine halbe Ewigkeit, Ildikó von Kürthy, Wunderlich Verlag, 320 Seiten, 23,- €

10.1.2024, Gröningen „TRAUMaland“, 48 Autor*innen aus Ost- und Westdeutschland entwickeln Visionen für einen stärkeren sozialen Zusammenhalt, Buchvorstellung Friedrich-Ebert-Stiftung
12.1.2024, online „Frühstückstraining: Mit guten Vorsätzen ins neue Jahr“, Skilltalk zu Zielen und Umsetzung, Friedrich-Naumann-Stiftung
16.1.2024, Hamburg und online „Für eine feministische Zukunft mit künstlicher Intelligenz“, Vortrag und Diskussion mit Alexandra Wudel, Center for Feminist Artificial Intelligence, Heinrich-Boell-Stiftung
16.1.2024, Bonn „Populismus? Populismen! Für eine wehrhafte Demokratie in Europa“, Ringvorlesung, Friedrich-Ebert-Stiftung
17.1.2024, online „Wie erreicht Politik die Menschen – auch über Social Media?“, Auftakt Frauenkolleg der Konrad-Adenauer-Stiftung
23.1.2024, Hannover und online „Zeit, Arbeit, Gerechtigkeit – Warum wir die Uhren anders stellen müssen“ Grüner Salon mit Teresa Bücker, Lars Baumann und Jana Costas, Heinrich-Boell-Stiftung
25. und 31.1.2024, online „Gender- und Migrationsdiskurse zusammendenken“, Online-Seminar zu Geschlechtsrollenbildern und Bedeutung von Machtstrukturen, Heinrich-Boell-Stiftung
26.1.2024 und weitere Termine, online „Zeitmanagement und Resilienz“, Familie, Job und Ehrenamt unter einen Hut bringen, Webseminar für Frauen, Friedrich-Ebert-Stiftung
30.1.2024, Magdeburg „Justiz im Nationalsozialismus: Über Verbrechen im Namen des Deutschen Volkes“, Ausstellungseröffnung mit Anmeldung, Konrad-Adenauer-Stiftung
30.1.2024, online „Chat GPT-Workshop“, Trainingsseminar mit Digital Expert Dorothee Töreki, Friedrich-Naumann-Stiftung
31.1.2024, online „Feministische Perspektiven auf Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten“ Vortrag und Diskussion, Friedrich-Ebert-Stiftung in Zusammenarbeit mit medica mondiale
Keine Veranstaltungen im Januar geplant

Sind Ihnen interessante Zeitungsartikel, Podcasts oder Fernsehdokumentationen aufgefallen, die Rechtsthemen verständlich vermittelt haben? Der Deutsche Anwaltverein verleiht alle zwei Jahre den DAV-Medienpreis. Prämiert werden Medienprodukte, die sich mit Blick auf weite Teile der Bevölkerung den Stärken oder auch Schwächen des Rechtssystems gewidmet haben. Oder die Vorschläge zur Verbesserung der Rechtsgewährung bzw. der Durchsetzung des Rechts diskutiert haben. „In einer Zeit, in der Fake News und populistische Verkürzungen oft für die höchsten Klick-Zahlen sorgen, verdient die sachliche, fundierte Auseinandersetzung mit der manchmal trockenen Materie des Rechts besondere Anerkennung“, betont RA Prof. Dr. Christian Duve, der Vorsitzende der Jury, in der Auslobung des Medienpreises. Einsendeschluss für Vorschläge ist der 1. März 2024. Die feierliche Verleihung findet im Juni 2024 beim Deutschen Anwaltstag in Bielefeld statt.