Netzwerken vom Feinsten: Kommen Sie nach Hamburg zur Jubiläumsausgabe der Anwältinnenkonferenz: „Wir halten Kurs – 20 Jahre Anwältinnen“. Wir möchten mit Ihnen den runden Geburtstag feiern: 17.-19. Oktober 2024. Für Kurzentschlossene haben wir noch freie Plätze, nutzen Sie die Last-Minute-Anmeldung.
Ein besonderes Highlight ist unsere öffentliche Podiumsdiskussion am Freitag, 18.10.2024, auch für Interessierte außerhalb der Herbsttagung:
„Demokratie stärken, Rechtsstaat bewahren – was können wir Anwältinnen tun?“
Es diskutieren: Prof. Dr. Dipl. Soz. Marion Albers, Uni Hamburg, Anna-Mira Brandau, „Thüringen- Projekt”, und RAin Dorothea Marx, SPD. Moderation: RAin Barbara Helten
16:30-18:30 im „Saalhaus“, Haus der Patriotischen Gesellschaft, Trostbrücke 6, 20457 Hamburg.
Neu zum Panel hinzugekommen ist Dorothea Marx, die Pia Lamberty ersetzt. Die Thüringer Landespolitikerin ist derzeit bei vielen Gesprächspartnern gefragt. Von 2009 bis 2024 war die Rechtsanwältin aus Sondershausen Mitglied des Thüringer Landtags für die SPD. Sie war zeitweilig Vizepräsidentin und leitete den NSU-Untersuchungsausschuss des Landtags. Bei der Thüringenwahl am 1.9.2024 verpasste sie aufgrund des schlechten Wahlergebnisses der SPD den Wiedereinzug in den Landtag.
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Das Konferenz-Programm im Überblick
Donnerstag, 17.10.2024, Rahmenprogramm
17:00-19:00 Historischer Frauenrundgang durch die Altstadt Hamburgs
ab 19:00 Get Together im BLOCKBRÄU bei den Landungsbrücken
Freitag, 18.10.2024
9:00 Begrüßung, RAin Christina Dillenburg, Vorsitzende der ARGE Anwältinnen
9:30 Das neue Cannabis-Gesetz, RAin Gül Pinar
11:30 Allgemeine Tipps zum Personenschadensrecht, RAin Christine Wedemeyer-Lührs
14:00 Ungerechtigkeit oder Ungleichbehandlung im Familienrecht, RAin Britta Schönborn
15:00 Familiengerichtliche Umgangsverfahren, RAin Chrysanthi Fouloglidou
16:30 Podiumsdiskussion „Demokratie stärken, Rechtsstaat bewahren“
ab 19:30 Festessen im Alten Hauptzollamt mit Dinner Speech: RAin Jutta Niggemeyer-Müller, Beisitzerin im Senat für Anwaltssachen, BGH
Samstag, 19.10.2024
9:30 Mitgliederversammlung
11:15 Eine Safari durch den digitalen Dschungel – mit Überlebenstipps bei Hackerangriffen und einem Abstecher ins Darknet: Catrin Schröder-Jaross, Mind the Tech
13:00 Kl und Einsatz in der Rechtsberatung, Lotte Frach, Rech
Es war uns ein Fest: Wir haben „20 Jahre Anwältinnen im DAV“ gefeiert, bei der 37. Anwältinnenkonferenz in Hamburg, vom 17.-19.10.2024., im Haus der patriotischen Gesellschaft und im alten Hauptzollamt, im schönsten Ambiente, in bester Atmosphäre und mit vielen Highlights.
In der Dinnerspeech beim festlichen Abendessen gratulierte RAin Jutta Wagner, ehemalige Präsidentin des Deutschen Juristinnenbundes sowie Trägerin des Bundesverdienstordens am Bande und des Ehrenzeichens der deutschen Anwaltschaft, der ARGE Anwältinnen zur über die Jahre gewonnenen Sichtbarkeit innerhalb und außerhalb des DAV. Die Anwältin und Notarin a.D. war kurzfristig für die erkrankte Festrednerin RAin Jutta Niggemeyer-Müller, Beisitzerin im Senat für Anwaltssachen des BGH, eingesprungen. Im Rückblick auf ihre eigene, langjährige berufliche wie ehrenamtliche Tätigkeit lobte Jutta Wagner die Fortschritte innerhalb der Anwaltschaft bei der Gleichstellung von Rechtsanwältinnen. Zur Angleichung der Berufs- und Lebensverhältnisse von Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten bleibe jedoch noch viel zu tun. Den erkennbaren Anzeichen einer Rückentwicklung müsse engagiert entgegengetreten werden. Im Hinblick auf die jüngsten Wahlergebnisse warnte sie davor, dass sich rechtsextreme politische Kräfte nicht für die Gleichberechtigung einsetzen werden. Jutta Wagner zeigte sich auch erschüttert von den jüngsten Äußerungen von „Macho Merz“, wie die Süddeutsche Zeitung den designierten Kanzlerkandidat der CDU bezeichnet. Friedrich Merz hatte kundgetan, dass er nichts davon halte, das Regierungskabinett paritätisch zu besetzen.
Weiteres Highlight war die öffentliche Paneldiskussion „Demokratie stärken, Rechtsstaat bewahren – was können wir Anwältinnen tun?“ Prof. Dr. Marion Albers von der Uni Hamburg warnte vor den „Wahrheitsverschiebungen“ in den Argumentationen der AfD. Die etablierten Parteien seien in den Sozialen Medien „einfach nicht gut“ und erreichen vor allem junge Wähler*innen nicht mehr. Anna-Mira Brandau vom „Thüringen Projekt“ beschrieb, wie die AfD bereits alle rechtlichen Möglichkeiten nutze, demokratische Strukturen zu torpedieren, Stichwort Sperrminorität. Im Verfassungsblog hatte die Initiative verschiedene Szenarien entwickelt, was passiert, wenn autoritär-populistische Parteien staatliche Machtmittel in die Hand bekommen. RAin Dorothea Marx, nach der Thüringenwahl nicht mehr für die SPD im dortigen Landtag, berichtete vom Rückzug vieler Frauen aus der Kommunalpolitik. Sie sind Anfeindungen schutzlos ausgesetzt. Das Podium war sich einig: Der Ausgang eines Verfahrens zum Verbot der AfD ist ungewiss. Offen sei aber vor allem die Frage – wie lassen sich Wähler und Wählerinnen für demokratisch gesinnte Parteien zurückgewinnen? Diese Debatte muss fortgesetzt werden.
Die Vorträge der Konferenz boten erneut spannende Einblicke:
RAin Gül Pinar referierte über das neue Cannabis-Gesetz. Dessen ursprünglich sinnvoller Zweck, die Entkriminalisierung des Eigenverbrauchs und damit die Entlastung von Polizeiarbeit und Justiz, sei völlig konterkariert worden. Das Gesetz sei zu wenig durchdacht, ein Monster an Bürokratie und daher schon jetzt reformbedürftig.
RAin Christine Wedemeyer-Lührs gab eine Einführung in das Allgemeine Personenschadensrecht. Solche Verfahren brauchen einen langen Atem und gute Kenntnisse von Versicherungen. Wichtigster Tipp: Das Rechtsgebiet ist wirklich nur etwas für Spezialistinnen.
RAin Britta Schönborn referierte über Ungerechtigkeit oder Ungleichbehandlung im Familienrecht: Unterhaltsansprüche nach Trennung und Scheidung sind für Frauen oft schwierig durchzusetzen, es gibt zu viele Fallstricke. Auch die angekündigten Pläne für Reformen im Unterhaltsrecht sieht sie kritisch.
Über familiengerichtliche Umgangsverfahren sprach RAin Chrysanthi Fouloglidou: Obgleich das Kindeswohl oberste Prämisse sein soll, entscheiden die Gerichte oft zu pauschal, statt individuell auf die tatsächliche Eltern-Kind-Beziehung zu schauen.
Catrin Schröder-Jaross vermittelte einen Einblick ins Darknet, also die Möglichkeit das Internet zu nutzen, ohne Spuren zu hinterlassen. Dieses sei nicht per se schlecht. Politisch Verfolgte im Exil beispielsweise können darüber Kontakte zu Angehörigen aus ihrem Heimatland pflegen, ohne die im Unrechtsregime Verbliebenen zu gefährden. Wider das Klischee: Es gibt überraschend viele Hackerinnen, geschätzt 35 Prozent. In der professionellen IT sind Frauen nur zu 12 Prozent beruflich tätig.
Dr. Lotte Frach, Head of Digitilization, Legal Tech und Mindset in der Rechtsabteilung DB AG, stellte die Anwendung von KI in der Rechtsberatung vor. Chat GPT könne die Arbeit erleichtern, es sei ein gut geeignetes Tool, weil es als „Large Language Model“ auf der Basis von Sprache arbeite. Der Schlüssel dazu sei das richtige „Prompting“. Diese Art der geschickten Fragestellung an Chat GPT führte sie anhand von Textbeispielen live vor. Ihr Tipp: Mit KI erstellte Texte müssen immer inhaltlich gegengecheckt werden, insbesondere wenn es um rechtlich relevante Themen geht.
Bei der Mitgliederversammlung wurde RAin Dorela Kress aus Stuttgart neu in den Geschäftsführenden Ausschuss (GfA) gewählt. Sie ersetzt RAin Alexandra Noeth, die nicht erneut kandidierte. Die bisherigen Mitglieder, die Rechtsanwältinnen Christina Dillenburg, Ulrike Silbermann, Ursula Gudernatsch, Berit Jäger, Irene Voerste und Sonja Neitzel, die sich erneut zur Wahl stellten, wurden allesamt wiedergewählt. Wir danken unserer Bremer Kollegin Alexandra Noeth herzlich für ihre jahrelange Mitwirkung im GfA.
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Spendensammlung für bedrohte Anwältinnen und Anwälte fortgesetzt: Was bei der Anwältinnentagung 2022 in München begonnen wurde, hat nun schon Tradition: Schleife gegen Spende. RAin Ulrike Silbermann beschreibt in der Oktoberausgabe des Berliner Anwaltsblatt ausführlich die Hintergründe. Im Jahr 2024 wird mit den orange-roten Schleifen auf die Situation der Anwältinnen und Anwälte in der Türkei aufmerksam gemacht. Die Spenden gehen an die Media and Law Association (MLSA), gegründet vom türkischen Menschenrechtsanwalt Veysel Ok. Beim diesjährigen DAT in Bielefeld kamen 1397,- Euro zusammen, bei der Hamburger Anwältinnenkonferenz kamen nochmal 155,- Euro Spenden obendrauf.
tsabteilung DB AG
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Kind und Karriere? Elternschaft in Anwaltsberuf kann schwierig sein. „Ein starres, unkooperatives und Druck aufbauendes Umfeld wurde dafür verantwortlich gemacht“, berichtet RAin Christina Dillenburg in ihrer neuesten Kolumne für die ZAP (18/2024). Die Vorsitzende der ARGE Anwältinnen bezieht sich darin auf die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage unter Anwältinnen und auch Anwälten. Sie war Grundlage für die Broschüre „Kanzlei und Kind. Klar geht das!“, die sie druckfrisch beim Deutschen Anwaltstag Anfang Juni 2024 vorgestellt hat. Kanzleien klagen bereits über Personalmangel, RAin Dillenburg mahnt deshalb bessere, flexiblere Arbeitsbedingungen an: „Um der schrumpfenden Anwaltschaft entgegenwirken zu können, ist es essentiell, mehr Frauen für den Anwaltsberuf zu gewinnen – und sie darin zu halten.“ Eigentlich stehen die Chancen gut, den Bedarf an anwaltlichem Nachwuchs und damit anwaltlicher Versorgung zu decken. Denn der Anteil der weiblichen Studienanfänger im Fach Rechtswissenschaft beläuft sich mittlerweile auf bis zu 70 Prozent.
Die ZAP-Kolumne können Sie im Original auf der Website der ARGE Anwältinnen nachlesen. Auch die Broschüre „Kanzlei und Kind. Klar geht das!“ steht dort zum Download bereit.
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RAin Sarah Bystrow ist die neue Regionalbeauftragte für die Region Frankfurt/Wiesbaden. Sie möchte gemeinsam mit interessierten Kolleginnen das regionale Netzwerk aufbauen, mit regelmäßigen Treffen und Unternehmungen: „Ich habe persönlich die Erfahrung gemacht, dass wir Frauen Netzwerke zu wenig nutzen und dabei wertvolles Potenzial verstreichen lassen“. Die Fachanwältin für Strafrecht arbeitet seit 2018 in einer überregionalen, auf das Wirtschaftsstrafrecht spezialisierten Kanzlei: Sie ist Salary Partnerin bei DierLamm Rechtsanwälte in Wiesbaden. An der hessischen Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit ist sie zudem als Lehrbeauftragte im Strafprozessrecht tätig. Sarah Bystrow schreibt in ihrem Kurzporträt auf der Website der ARGE Anwältinnen: „Es liegt mir am Herzen, einen Beitrag dazu zu leisten, dass sich mehr Rechtsanwältinnen gegenseitig unterstützen.“
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Region Düsseldorf/Rhein-Ruhr: Stammtisch am 2.10.2024, 18 Uhr, Brauhaus „Alter Bahnhof Oberkassel“, Belsenplatz 2, 40545 Düsseldorf. Regiosprecherin RAin Simone Jordan kanzlei@jordan-legal.com hat Mitte September Einladungen an die Kolleginnen rund um Düsseldorf geschickt. Weitere Interessierte sind herzlich willkommen.
Region Stuttgart: Stammtisch am 10.10.2024, 19 Uhr, Ristorante la Piazza, Charlottenstraße 11, 70182 Stuttgart. Regiosprecherin RAin Dorella Kress bittet um Anmeldung: d.kress@kresshatrecht.de. Schon mal vormerken: Am 5.12.2024 gibt es den nächsten Stuttgarter Stammtisch, am selben Ort.
Bundesjustizminister Marco Buschmann plant eine umfassende Reform des Familienrechts. Die längst überfällige Modernisierung war im Koalitionsvertrag vereinbart worden. Doch die konkreten Pläne veranlassten zahlreiche Verbände zu gemeinsamen Protestaktionen:
- Frauenrat, Kinderschutzbund, Juristinnenbund djb, Frauenhauskoordinierung, Verband alleinerziehender Mütter und Väter u.v.m. haben in einem Appell ihre Ziele für die Familienrechtsreform formuliert. So fordern sie unter anderem den Gewaltschutz auch im Umgangsrecht zu verankern: „Im Falle von häuslicher Gewalt und Partnerschaftsgewalt muss vermutet werden, dass der Umgang mit dem gewaltausübenden Elternteil in der Regel nicht dem Kindeswohl dient. Von gewaltbetroffenen Elternteilen kann nicht verlangt werden, ihre Schutzinteressen zu gefährden, um die Wohlverhaltenspflichten zu erfüllen.“
- Ebenso warnen sie vor einer Einführung des Wechselmodells „durch die Hintertür“. Nach einer Studie der Uni Duisburg lag der Anteil der Trennungseltern, die ihre Kinder im Wechselmodell betreuen, im Jahr 2021 lediglich bei fünf Prozent. Das Ministerium plant, dass der mitbetreuende Elternteil in Fällen, in denen kein 50:50-Wechselmodell vereinbart ist, weniger Kindesunterhalt zahlen muss, wenn er mindestens 29 Prozent der Betreuung übernimmt, also auch nur Wochenenden und Ferien. Eine finanzielle Entlastung für Väter, die jedoch die finanziellen Nöte der alleinerziehenden Mütter
zu wenig sieht, wie Judith Rahner, Geschäftsführerin des Deutschen Frauenrates, auf Instagram kritisiert. Alleinerziehende sind zu 90 Prozent Frauen. - Initiative Nodoption, Juristinnenbund, LSVD+, Bundesverband Trans* u.v.m. haben sich zum „Leitplankenbündnis“ zusammengefunden. Sie begrüßen zwar die notwendigen Verbesserungen insbesondere für Zwei-Mütter-Familien. In dem Entwurf des Ministeriums heißt es dazu: „Eingeführt wird auch die Mutterschaft einer weiteren Frau neben der Geburtsmutter, so dass ein Kind zwei Mütter schon kraft Abstammungsrecht haben kann.“
- Das Leitplankenbündnis kritisiert jedoch bei der geplanten Reform des Abstammungsrecht die Stärkung der genetischen Abstammung, wenn leibliche Väter Samenspendern rechtlich gleichgestellt werden: „Eine genetische Verbindung bedeutet nicht automatisch eine für das Kind wichtige Versorgungsverbindung. Das Abstammungsrecht muss gelebte Familienverhältnisse abbilden, nicht die genetische Abstammung in den Vordergrund stellen.“ Vorausgegangen war eine umstrittene Entscheidung des BVerfG, die die Rechtstellung des leiblichen Vaters für reformbedürftig angemahnt hatte.
Das Bundesjustizministerium hatte am 25.10.2024 den Ländern ein Gesetzespaket mit umfassenden Änderungen beim Unterhalt, bei Adoption und im Sorge- und Umgangsrecht zugeleitet. Die Einzelheiten dazu finden sich übersichtlich erklärt in der LTO, mit einer Stellungnahme von DAV-Vorstandsmitglied RAin Eva Becker, Vorsitzende des Fachausschuss Familienrecht.
Am 21.10.2024 hat ein Bündnis von 300 Frauen „Femizide verhindern. Abtreibung legalisieren“ bei einer überparteilich organisierten Pressekonferenz in Berlin gefordert. Die Organisationen Hawar.help und Center for Feminist Foreign Policy (CFFP) von Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal und Kristina Lunz, Bestseller-Autorin von „Feministische Außenpolitik“, hatten u.a. Außenministerin Annalena Baerbock, die Schauspielerinnen Natalia Wörner und Ursula Karven, die RAin Christina Clemm und die Vorsitzende vom Bundesverband Pro Familia, Stephanie Schlitt, mit auf die Bühne geholt.
Dem vorausgegangen war die Veröffentlichung eines Brandbriefs am 1.10.2024: Zahlreiche Prominente wie auch Fachverbände fordern darin die Umsetzung des Gewalthilfegesetzes. „Das Gesetz ist fertig, niet- und nagelfest“, erklärte die Mitunterzeichnerin, die Schauspielerin Natalia Wörner in der Talkshow Kölner Treff (vorspulen bis 1:14:20): „Man versteht nicht, warum ein Gesetz, das buchstäblich vielen Frauen das Leben retten würde, heute noch nicht da ist, wo es sein müsste“. Die bekannte Notärztin und Influencerin Caro Holzner sprang ihr in der Sendung bei.
Im Brandbrief heißt es:
- „Obwohl die Gewaltstatistik Jahr um Jahr ansteigt, fehlen tausende Plätze in Deutschlands Frauenhäusern, sind Beratungsstellen chronisch überlastet und die Wartezeiten auf einen Platz im Frauenhaus oder einen Termin für eine Beratung für Personen nach einer Vergewaltigung unerträglich lang. Besonders in ländlichen Regionen ist die Situation verheerend: Betroffene werden häufig völlig allein gelassen mit ihrem Schmerz, weil es einfach keine Hilfsangebote gibt.“
- Gefordert wird auch die Legalisierung der Abtreibung: „Eine Expert*innenkommission hat klar festgestellt, dass der Zwang zur Fortsetzung einer Schwangerschaft einen nicht zu rechtfertigenden Eingriff in die Grundrechte darstellt. Laut UN-Frauenrechtsausschuss führt die Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen zur Diskriminierung von Frauen und ist eine Form geschlechtsspezifischer Gewalt.“
Der Brandbrief, formuliert als Petition: „Stoppt Gewalt gegen Frauen – Jetzt!“ und verfasst vom Deutschen Frauenrat und von UN Deutschland e.V., kann mit der eigenen Unterschrift weiter unterstützt werden: https://innn.it/stopptgewaltgegenfrauen: „Gewalt ist keine Privatsache, und Schwangerschaftsabbrüche sind keine unüberlegten Entscheidungen. Die Ampelkoalition hat versprochen, das Recht auf Schutz vor Gewalt und das reproduktive Selbstbestimmungsrecht zu stärken. Wo bleibt die Umsetzung?“
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„Gemeinsam gegen Missbrauch“ ist das Motto der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Kerstin Claus. In diesem Sinne wurde 2015 der Betroffenenrat geschaffen: Erwachsene, die als Kinder oder Jugendliche sexualisierte Gewalt erfahren haben, stehen dem Arbeitsstab der UBSKM beratend zur Seite. „Über die Jahre konnte so erreicht werden“, betont Kerstin Claus, „dass Politik Betroffene zunehmend in Debatten beteiligt und deren Erfahrungswissen bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt. Allein dies ist ein großer Erfolg, der ohne dieses Gremium nicht möglich gewesen wäre.“ Ab 2025 ist der ehrenamtlich tätige Rat neu zu besetzen: 18 Mitglieder werden für eine Amtszeit von fünf Jahren gesucht. Bis 6.12.2024 können sich Erwachsene ab 18 Jahren für den Betroffenenrat online bewerben; eine persönliche Beratung über das Hilfetelefon 0800-4455 530 ist möglich. Sexualisierte Gewalt hat viele Formen und kommt in allen Gesellschaftsschichten vor. Der Betroffenenrat soll deshalb möglichst divers besetzt sein. People of Color und Schwarze Menschen, Menschen mit (familiärer) Einwanderungs- oder Fluchterfahrung, trans- und intergeschlechtliche wie auch queere Personen, Menschen mit Behinderungen oder auch verschiedener Religionszugehörigkeiten werden ermutigt, sich zu melden, genauso Alleinerziehende oder Empfänger*innen staatlicher Unterstützungsleistungen.
Der Maria-Otto-Preis 2024 geht an das Leipziger Anwältinnentrio Susette Jörk, Ina Feige und Nadine Maiwald für ihr besonderes anwaltliches und soziales Engagement. Sie haben sich vor gut 20 Jahren zu einer Kanzlei in Leipzig zusammengetan, engagieren sich für Geschlechtergerechtigkeit und feministische Rechtspolitik. Sie sind Mitherausgeberinnen der Rechtszeitschrift „Streit“ und Mitglied in verschiedenen Netzwerken für Frauen und gegen häusliche Gewalt. Die drei Rechtsanwältinnen vertreten grundsätzlich nur Frauen und „verzichten auf so manches lukrative Mandat“ heißt es im Portrait der Zeitschrift brandeins. So hilft Ina Feige als feministische Anwältin Frauen aus gewalttätigen Beziehungen und führt sie durch Konflikte über Sorgerecht oder Unterhalt, macht ihnen klar, welche schützenden und hilfreichen Netzwerke sie als Misshandelte nutzen können und sollten. Diese anwaltliche Tätigkeit ist im Verhältnis zum Arbeitsaufwand unterbezahlt, das macht der Artikel klar. Bürokollegin Susette Jörk erstritt 2023 für eine Mandantin das wegweisende Urteil zur Entgeltgleichheit von Männern und Frauen vor dem Bundesarbeitsgericht in Erfurt. Die Außendienstmitarbeiterin eines sächsischen Metallbetriebes hatte 2017 zufällig festgestellt, dass sie monatlich rund 1.000,- Euro weniger verdiente als ein Mann, der zwei Monate zuvor eingestellt worden war und die gleiche Arbeit wie sie machte. Das bahnbrechende Grundsatzurteil zur Lohngleichheit und Beweislastumkehr machte bundesweit Schlagzeilen.
Mit dem Maria-Otto-Preis würdigt der Deutsche Anwaltverein seit 2010 jedes Jahr herausragende Rechtsanwältinnen, aber auch Personen oder Organisationen, die sich in besonderem Maße um die Belange von Frauen in Beruf, Justiz, Politik und Gesellschaft verdient gemacht haben oder eine besondere Vorbildfunktion für Anwältinnen innehaben. Den Preis initiiert hat die Arbeitsgemeinschaft Anwältinnen im DAV. Die Preisverleihung ist am 6.11.2024 in Berlin. Alle Mitglieder der ARGE Anwältinnen haben wie immer eine Einladung dazu erhalten.
Am 1.11.2024 trat das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) in Kraft. Von nun an können trans-, intergeschlechtliche und nichtbinäre Personen ihren Geschlechtseintrag und den Vornamen beim zuständigen Standesamt ändern lassen. Eine einfache Erklärung genügt. Gutachten, ärztliche Bescheinigung oder ein richterlicher Beschluss sind nicht erforderlich. Der Antrag muss drei Monate im Voraus gestellt werden. In Berlin gab es Mitte Oktober bereits rund 1.000 Anmeldungen, wie die Berliner Senatskanzlei auf Anfrage der Katholischen Nachrichtenagentur mitteilte. Über die wichtigsten Fragen zum Verfahren beim SBGG gibt das Bundesfamilienministerium auf seiner Website Auskunft.
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Bleiben Sie der ARGE Anwältinnen auch in den Sozialen Medien verbunden. Wir sind bei LinkedIn. Folgen Sie uns: https://www.linkedin.com/company/arbeitsgemeinschaft-anwältinnen-im-dav/. Unsere Stuttgarter Regionalbeauftragte RAin Dorela Kress hat bei LinkedIn vor kurzem Fotos von der 37. Anwältinnenkonferenz geteilt. RAin Victoria Hippler ist häufig mit Mitteilungen zu ihren Aktivitäten als Regionalbeauftragte für Berlin und Brandenburg zu lesen. Der eine oder andere Stammtisch wurde ebenfalls schon in unserem LinkedIn-Kanal gepostet.
Am 9. November jährt sich der Mauerfall zum 35. Mal. Das Buch zum Jahrestag ist Simone. Ein sehr persönliches „Memoir“ zum Aufwachsen in der DDR und zum Miterleben ihres Niedergangs: Unaufhaltsam kommt die Wende, die Autorin des Buches, Anja Reich, nennt sie den „Umbruch“, denn sie verändert alles. Auch für Anja und Simone, beim Mauerfall knapp 20 Jahre alt. Sie kennen sich aus der Schule, es ist eine wechselvolle Freundschaft. Anja wird Journalistin, ihr gelingt der Start in die neuen Lebensverhältnisse, Simone dagegen nicht. Mit 27 begeht sie Suizid. Anja Reich begibt sich auf die Suche nach Antworten. Die Journalistin weiß, wie sie Menschen auftreiben kann, die ihr etwas über Simone erzählen. Sie findet Tagebücher, zitiert aus Briefen und sucht Expertise zu Selbstmordstatistiken in Ost und West, zu Depression- und Borderline-Phänomenen. Die preisgekrönte Autorin erzeugt einen faszinierenden Erzählfluss, berichtet in diesem literarisch gestalteten Portrait über das untergegangene Ostberlin und das private Erleben eines historischen Großereignisses. Der Mauerfall passiert fast nebenbei, nur wenige haben auf der Mauer getanzt, seine Auswirkungen waren umso gravierender. Jedenfalls für die Menschen im Osten Deutschlands, auch für Anja und vor allem für Simone.
„Simone“, Anja Reich, Aufbau Verlag, 304 Seiten, 23,- €
5.11.2024, Leipzig |
„Was auf dem Spiel steht – Eine Meditation über Demokratie, Freiheit und Menschenrechte“ anlässlich der US-Wahl in der Nikolaikirche Leipzig, Heinrich-Böll-Stiftung |
6.11.2024, Berlin |
Verleihung des Maria-Otto-Preis 2024 an die Leipziger Anwältinnen Susette Jörk, Ina Feige und Nadine Maiwald, Deutscher Anwaltverein und ARGE Anwältinnen im DAV |
6.11./13.11/20.11.2024, online |
„Wie gehe ich mit rassistischer Sprache im Alltag um?“ Dreitägiges Online-Seminar für gesellschaftspolitisch Engagierte, Heinrich-Böll-Stiftung |
6.11.2024, München |
„*innendinner – Wird ‚my body, my choice‘ Realität?“ Vortrag Laura Hessel, Doctors for Choice, anschließend Abendessen und Austausch, Heinrich-Böll-Stiftung |
6.11.2024, online |
„Menschenfeinde not welcome: Sicherheitskonzepte bei Veranstaltungen“, RA Björn Ebeling, Kiel, Onlinevortrag über Hausrecht, Ausschlussklauseln, Schutz der Identität von Teilnehmer*innen u.v.m., Heinrich-Böll-Stiftung |
8.11.2024, Detmold 18.11.2024, Wuppertal 23.11.2024, Ratzeburg 25.11. 2024, Hanau |
„Die stille Gewalt“, Lesung und Gespräch mit der Buchautorin RAin Asha Hedayati (und viele weitere Orte) |
7.11.2024, online |
„Wie schaffe ich das alles? Zeitmanagement für politisches und ehrenamtliches Engagement“, Online-Veranstaltung im Rahmen des Frauenkollegs der Konrad-Adenauer-Stiftung |
9.11.2024, online |
„LinkedIn effektiv nutzen – digitales Netzwerken einfach erklärt: Berufliche Kontakte knüpfen und pflegen“, Online-Seminar, Konrad-Adenauer-Stiftung |
12.11.2024, Berlin |
„30 Jahre Art. 3 Absatz 2 Satz 2 – was die Ergänzung des Gleichstellungsartikels für die Parität bedeutet!“ Feierlicher Roundtable in der Bundesstiftung Gleichstellung mit Prof. Dr. Rita Süssmuth, Dr. Christine Hohmann-Dennhardt, Bundesverfassungsrichterin a.D., u.a., Friedrich-Ebert-Stiftung |
13.11.2024, Berlin |
„Sozial. Demokratisch. Engagiert.“ Feier zu 100 Jahre Friedrich-Ebert-Stiftung |
14.11.2024, Berlin |
„Zukunfts(t)räume – Literarische Erkundungen. 35 Jahre friedliche Revolution und Mauerfall“, Lesung und Gespräch mit Anja Reich, Assol Urrutia-Grothe und Annette Leo, Friedrich-Ebert-Stiftung |
15.11.2024, online |
„Empowerment und Vernetzung – Für mehr Frauen in die Kommunalpolitik“, Onlineworkshop Friedrich-Ebert-Stiftung |
15.11.2024, Erfurt |
„Denkerinnen, Forscherinnen, Pionierinnen: Die unsichtbaren Heldinnen der Geschichte: Beklaute Frauen“, Lesung mit der Buchautorin Leonie Schöler, Friedrich-Ebert-Stiftung |
22.11.2024, online |
„Die stille Gewalt – Wie der Staat Frauen alleine lässt“, Online-Lesung mit der Buchautorin Asha Hedayati, Fachanwältin für Familienrecht, Friedrich-Ebert-Stiftung |
25.11.2024 |
„Tag gegen Gewalt an Frauen“: Informationsveranstaltungen und Demonstrationen in vielen deutschen Städten |
29.11.2024, Berlin |
Erster Vielfaltstag des Deutschen Anwaltverein, Podiumsdiskussionen im DAV-Haus mit zahlreichen Expertinnen und Experten, Anmeldung |
13.11.2024, Köln | 12 Uhr: Stammtisch im Restaurant Balthasar, Aachener Straße, 50674 Köln, Anmeldung: nm@mahmoudi-rechtsanwaelte.de |
21.11.2024, Berlin | 19 Uhr: Stammtisch im Parkcafé, Fehrbelliner Platz 8, 10707 Berlin. Karikaturist Philipp Heinisch präsentiert Best Of Juristenkalender 2025. Anmeldung: victoria.hippler@yahoo.com |
Erster DAV-Vielfaltstag, 29.11.2024 im DAV-Haus in Berlin, 14 – 19 Uhr, mit Anmeldung: Braucht der Berufsstand mehr Vielfalt? Oder ist Diversity eine Modeerscheinung, die derzeit zu viel Aufmerksamkeit hat? Um über aktuelle Herausforderungen und Zukunftsperspektiven zur Vielfalt in der Anwaltschaft zu sprechen wurden ausgesuchte Expertinnen und Experten zu fünf Podiumsdiskussionen eingeladen:
• Vielfalt – Wichtig für den DAV?
• Migrantische Wurzeln – Macht die Herkunft einen Unterschied?
• Queer Community – (Un-)sichtbar in der Anwaltschaft?
• Soziale Herkunft – Anwaltsessen ohne Bier und Punk?
• Vielfalt – Lässt sie sich organisieren?
Es diskutieren: Prof. Niko Härting, DAV-Vorstand und Vielfaltsbeauftragter, Lucy Chebout, Vizepräsidentin des Deutschen Juristinnenbundes, Rebecca Richter, Fachanwältin für Medien- und Urheberrecht, Fenicia Aceto, LL.M., Co-Vorsitzende des Netzwerks Multikultureller Jurist*innen, Seyran Ateş, Juristin und Autorin, Stefanie Thevenin, Projektleiterin ALICE, Dr. Clarissa Freundorfer, DAV-Vorständin, u.v.m.