September 2024

Magda Goebbels, wer kennt sie nicht: Die Frau an der Seite Joseph Goebbels, die ihre sechs Kinder vergiftete, bevor sie Suizid beging, wie auch ihr Ehemann. Sie war eine Fanatikerin, eine überzeugte Vertreterin des NS-Regimes. *Nora Bossong zeichnet in ihrem Roman „Reichskanzlerplatz“ ein ungewöhnliches Portrait von Magda Goebbels*, der Vorzeigemutter“ des Dritten Reichs. Sie lässt deren Lebensgeschichte zwischen 1919 und 1944 von einem fiktiven Liebhaber erzählen. Hans will über seine Homosexualität hinwegtäuschen, Magda will aus ihrer ersten Ehe mit dem Industriellen Günter Quandt ausbrechen. Die Schriftstellerin hat sich intensiv mit den historischen Fakten befasst und nutzt eine historische Lücke für ihre erzählerische Freiheit*. Es ist bekannt, dass Magda Goebbels einen Liebhaber hatte, einen von mehreren. Den wahren Namen kennt niemand. Wie die Begegnung gewesen sein könnte, ist Stoff des Spiegel-Bestsellers, der für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert ist. NDR-Journalist Joachim Dicks lobt die Autorin, weil sie „erfolgreich jede Kitsch- und Klischee-Klippe“ umschifft: „Täter bleiben Täter, Verbrecher Verbrecher, und zugleich werden sie zu Blaupausen für Persönlichkeitsentwicklungen, die weit bis in unsere Gegenwart reichen und die mit dem Ende des Nationalsozialismus keinesfalls untergegangen sind.“
Reichskanzlerplatz, Nora Bossong, Suhrkamp Verlag, 295 Seiten, Preis 25,- €