Maria-Otto-Preis 2024 für das Anwältinnenbüro-Leipzig
Die Jury hob insbesondere das Grundsatzurteil des Bundesarbeitsgerichts zur Lohngleichheit hervor, mit dem sie Rechtsgeschichte geschrieben haben. Nun könne man sagen: „Equal Pay ist nicht verhandelbar“, lobte DAV-Vizepräsidentin Julia Heise ihre bahnbrechende anwaltliche Leistung.
Susette Jörk, Ina Feige und Nadine Maiwald haben sich vor gut 20 Jahren zu einer Kanzlei in Leipzig zusammengetan, engagieren sich für Geschlechtergerechtigkeit und feministische Rechtspolitik. Sie sind Mitherausgeberinnen der Rechtszeitschrift „Streit“ und Mitglied in verschiedenen Netzwerken für Frauen und gegen häusliche Gewalt.
„Es war ein feierlicher und ganz besonderer Abend in der Mendelsohn-Remise in Berlin-Mitte“, schreibt Tatjana Meyer in ihrem ausführlichen Bericht im Anwaltsblatt: „Das Timing an diesem Tag, der mit der Wiederwahl Trumps begann und mit dem Bruch der Ampel endete, war bizarr und doch besonders. RAin Christina Clemm machte in ihrer Laudatio klar: „Doch genau an einem solchen Tag ist es das Richtige, Feministinnen zu ehren!“ Benachteiligungen, geschlechtsbezogene Gewalt, Care Gap und Pay Gap, Stalking und Hate Speech betreffe nicht nur Anwältinnen und Frauen in anderen Teilen der Welt. „Auch in Deutschland werden wir immer noch bedroht, angegriffen – und verdienen schlecht.“ Apropos schlechte Bezahlung: RAin Susette Jörk bedankte sich in ihrer Dankesrede bei ihren Kanzleikolleginnen: „Alleine könnte ich kein Sozialrecht machen.“ Bei der geplanten RVG-Reform komme das Sozialrecht viel zu kurz. Sie verwies auch darauf, wie zwingend notwendig eine verlässliche Finanzierung von Frauenhäusern und Beratungsstellen sei. Die Preisträgerinnen „arbeiten da, wo es weh tut“, lobte RAin Christina Clemm: „Sie machen die Arbeit, die eigentlich der Staat tun sollte, vor allem im Bereich Gewaltschutz“.
Der Maria-Otto-Preis geht auf eine Initiative der ARGE Anwältinnen im DAV zurück. Benannt nach der ersten Rechtsanwältin, die 1922 in Deutschland ihre Zulassung erhielt, würdigt der Preis seit 2010 herausragende Rechtsanwältinnen, aber auch Personen oder Organisationen, die sich in besonderem Maße um die Belange von Frauen in Beruf, Justiz, Politik und Gesellschaft verdient gemacht haben. In der aktuellen Preisjury waren RAin und Notarin Silvia C. Groppler als Vorsitzende, Prof. Dr. Susanne Baer, LL.M., ehemalige Bundesverfassungsrichterin, RAin Dr. Sylvia Ruge, Hauptgeschäftsführerin des DAV, RA Martin Schafhausen und RAin Jutta Wagner.
Bei dieser neunten Verleihung des Maria-Otto-Preises wurde eine innovative Skulptur der Berliner Künstlerin Sophia Pompéry überreicht. Auf Einladung des DAV und der Akademie der Künste hatten vier Künstler*innen bzw. Teams kreative Entwürfe vorgelegt. Die Wahl der Jury fiel auf den Entwurf Vox:
Die Glastrophäe enthält die eingravierte Struktur eines Kehlkopfes, gedacht als „Hommage an starke Frauen in der Rechtswelt, die ihre Stimmen für andere erheben“.