August 2024
Kinder sind wie Spione: Im Familienalltag bekommen sie alles mit, jedes Gespräch der Erwachsenen, jedes Getuschel, jeden Streit. Und doch verstehen sie nicht wirklich, was vor sich geht. Ein Dorf im Hunsrück, es sind die 1980er Jahre. Daniela Dröscher erzählt aus der Perspektive einer Achtjährigen den Konflikt im Elternhaus: Die Mutter ist dick und wird immer dicker. Der schlanke Vater macht ihr deshalb Vorhaltungen, zwingt sie zu Diäten, und ist doch selber haltlos im Umgang mit Geld. Seinem Wunsch nach gesellschaftlichem Aufstieg, vom Bauerssohn zum Abteilungsleiter, steht die dicke Frau im Weg. Denkt er. Der Spiegel-Bestseller „Lügen über meine Mutter“ begleitet die Familie durch schicksalshafte Jahre. Autofiktion nennt sich das Genre, wenn die Story an das eigene Erleben angelehnt ist. „Fifty-fifty“ sei an ihrem Roman erfunden, verriet Daniela Dröscher dazu. Ein psychologisch feingezeichnetes Portrait, in dem die Autorin mit viel Humor die Mutter beschreibt, ihre liebevollen Eigenheiten, ihren Starrsinn. Die Literaturkritikerin Elke Heidenreich nennt es „die Liebeserklärung einer Tochter an ihre Mutter“.
„Lügen über meine Mutter“, Daniela Dröscher, Kiepenheuer und Witsch, 14,40 Euro