Mai 2021

Anke Stelling, Schäfchen im Trockenen, Roman, Verbrecher Verlag, Berlin 2018, 272, 22 Euro. (Als Taschenbuch bei btb, 10 Euro). Ich-Erzählerin Resi hätte wissen können, dass ein Untermietverhältnis unter Freunden nicht die sicherste Wohnform darstellt, denn: Was ist Freundschaft? Die hört bekanntlich beim Geld auf. Resi hätte wissen können, dass spätestens mit der Familiengründung der erbfähige Teil der Clique abbiegt Richtung Eigenheim und Abschottung und sie als Aufsteigerkind zusehen muss, wie sie da mithält. Aber Resi wusste es nicht. Noch in den Achtzigern hieß es, alle Menschen wären gleich und würden durch Tüchtigkeit und Einsicht demnächst auch gerecht zusammenleben. Resi, Schriftstellerin, Mutter von vier Kindern, erzählt von sich, von früher, von der Verheißung eines alternativen Lebens und der Ankunft im ehelichen und elterlichen Alltag. Und auch davon, wie es ist, Erzählerin zu sein, gegen innere Scham und äußere Anklage zur Protagonistin der eigenen Geschichte zu werden. Anke Stelling schreibt nachdenklich und wütend zugleich. Sie erhielt für ihr Buch den Preis der Leipziger Buchmesse 2019. Rezension im Deutschlandfunk