„Die selbsternannte Väterrechtsbewegung geht bei Sorgerechtsprozessen teils rabiat vor“,

berichtet die Frauenzeitschrift Brigitte und interviewt dazu die Investigativreporterin Gabriela Keller: „Wie groß ist ihr Einfluss auf Justiz und Politik?“ Keller hat für das gemeinnützige Recherchezentrum CORRECTIV zunächst zum Thema Fußballerfrauen und gewaltvolle Trennungen von Bundesligaprofis recherchiert. Darüber hat sie mit weiteren Journalist*innen einen intensiven Einblick in den Ablauf von Familienrechtsentscheidungen gewonnen und festgestellt, es kommt auffällig oft zu Entscheidungen, die Mütter krass benachteiligen. „Es gibt Familiengerichte, an denen ist der Umgang mit häuslicher Gewalt vorbildlich. Anderswo mangelt es aber teils an grundlegendem Fachwissen – das sagen viele Rechtsexpert*innen“, berichtet Gabriela Keller: „Es gibt eine organisierte Lobby, eben die ‚Väterrechtler‘, die Einfluss auf Richter*innen und Verfahrungsbeistände zu haben scheinen.“ Für CORRECTIV berichtet sie über „Väterrechtler auf dem Vormarsch“: wie die Netzwerke funktionieren, auf Politik und Justiz Einfluss nehmen und den Gewaltschutz von Frauen und Kindern untergraben.

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Im Streit um die Finanzierung der Kindergrundsicherung hatte sich Bundesfinanzminister Christian Lindner in der Bundespressekonferenz am 28.8.2023 zu der Behauptung verstiegen, Alleinerziehende würden immer weniger erwerbs-arbeiten. Prompt meldeten sich Alleinerziehendenverbände und forderten eine Korrektur der Aussage. In einem gemeinsamen offenen Brief an Bundesfamilienministerin Lisa Paus wiesen sie darauf hin, dass 77 Prozent der Alleinerziehenden einen mittleren oder hohen Bildungsabschluss hätten, die allermeisten gingen einer Erwerbsarbeit nach, mehr als ein Drittel sogar in Vollzeit: „Daten unter anderem des Statistischen Bundesamtes belegen, dass insbesondere alleinerziehende Mütter nicht nur bedeutend mehr erwerbsarbeiten als Mütter in Paarbeziehungen: Ihre Erwerbsbeteiligung ist in den vergangenen Jahren auch deutlich gestiegen“.

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Zu jung! Zu alt! Zu mittelalt! Frauen in Führungspositionen haben offenbar nie das richtige Alter für die Karriere, so das Ergebnis einer US-amerikanischen Studie, wozu 913 weibliche Führungskräfte befragt wurden. „Never-right Age Bias“ nennen die Autorinnen das Phänomen, über die der Harvard Business Manager berichtet. Was die Frauen stets zu hören bekamen: Den jungen fehle es an Erfahrung. Frauen im mittleren Alter wären durch familiäre Verpflichtungen und die bevorstehenden Wechseljahre zu sehr belastet. Frauen über 50 wurde vorgeworfen, sie seien „nicht besonders gut gealtert“ oder „nicht vital genug“. Eine 60-jährige Anwältin beklagte sich über die ständige Forderung, ihre Kompetenz zu belegen: „Ich bin es leid, mich immer wieder vor anderen beweisen zu müssen.“ Das Fazit von Studienleiterin Amy Diehl: Manche Vorgesetzte oder Kollegen nähmen jedes Alter zum Vorwand, um Frauen zu stigmatisieren und zu behaupten, dass sie nicht genug Wertschätzung erführen oder nicht für eine Führungsrolle geeignet seien.